Klein.Laut.Folgen |
Samstag, 24. März 2018
Ein Nachmittags ...
kleinlautfolgen, 23:09h
... traum, der es in sich hat.
Ich erwache wie immer in den letzten Tagen mit schlimmen Kopfschmerzen. Jede verdammte Nacht zermalme ich mir meinen Kiefer auf der Suche nach Lösungen, dabei den Schmerz zu verdauen, hoffentlich zu verarbeiten. Aus dem Traum bleiben nur wirre Bilder von meiner ver-rückten Mama und ich schreiend und weinend dazwischen. Es bleibt das Gefühl der Ohnmacht zurück und irgendwie die Gewissheit, dass sie tot ist. Das da in mir etwas Gestorben ist. Vielleicht eine Vorstellung von ihr, von Familie, von meiner Kindheit, von meinem bisherigen Leben. Der Rucksack fühlt sich schwerer an als sonst. Lastet auf meinen Schultern. Ich bin unsicher, ob ich es schaffe ihn zu tragen. Ich öffne die Augen und denke sofort an sie, versuche mir ihr Gesicht mit einem Lächeln vorzustellen. Es fällt mir schwer, es war so selten da, so selten zu sehen. Nach einem Lächeln sofort, das Gefasste "zurück aufs Wesentliche" und das hieß grundsätzliches Funktionieren im Negativen. Ein Konzentration auf all das Schwere und Unerträgliche in dieser Welt. Sofort bin ich auch befallen von dem Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Es ist doch alles nicht so wild, es geht ihr gut, ich wollte vielleicht wirklich einfach nur los werden. Der Griff zum Handy. ich bin kurz davor eine SMS zu verfassen und mich nach ihr zu erkundigen. Liebe Mama, wie geht es Dir? Wie geht es Deiner Seele und Deinen Dämonen? Wie bist Du heute damit umgegangen, das Papa die Schlösser gewechselt hat, nachdem er festgestellt hat, das weitere Ordner und wichtige Unterlagen gefehlt haben? Wo zum Henker hast Du in den letzten 3 Wochen 3000 Euro ausgegeben? Was hast Du gekauft? Warum hast Du es gekauft? Ich bin wütend auf Dich. Wütend, dass Du in Deinem Film festhängst und selbstgerecht einfach unsere Familie zerstörst. Ich bin enttäuscht, dass Du jegliches Vertrauen, was ich zwischen uns vermutet habe, missbraucht hast und mich nun fallen lässt wie eine heiße Kartoffel. Ich finde es unerträglich zu wissen, dass es Dir nicht gut geht. Dass Du Dein Leben weiter gegen die Wand fährst. Zugleich bin ich erfüllt von unendlich viel Mitgefühl. Ich möchte Dich in den Arm nehmen, Dir die Sonnenstrahlen zeigen, Dir von meinem heutigen Chortag erzählen und Dir sagen, dass alles gut wird. Du musst nur daran glauben, die Hilfe die bereit steht annehmen, inne halten und zulassen. Zulassen, dass Du schwach bist, ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Du krank bist. Nur so haben wir eine Chance, nur so wirst Du nicht einfach so sterben, obwohl Du doch am Leben bist. Ich mache mir Sorgen, ob es wirklich an dem ist, ob du wirklich noch atmest oder mit dem Auto schon gegen den nächsten Brückenpfeiler gefahren bist. Bitte sortiere jetzt nicht wahllos alle Menschen aus, die Dir wohlgesonnen sind und mit Dir leben wollen. Lebe Deinen Wahn jetzt nicht zu Ende. Mama, ich liebe Dich noch immer, obwohl mir mehr und mehr klar wird, was Du mir alles angetan hast. Als Kind, als Jugendliche, als Erwachsene. Ich weiß, Du hast Angst vor mir. Du hast Angst vor mir, weil ich Deinen Erzählungen keinen Glauben mehr schenke, weil ich an andere und eigene Werte und Normen und Dinge glaube. Weil ich Dich spiegele. Weil ich Du bin und nicht so funktioniere, wie Du es gerade willst und für richtig empfindest. Im tiefsten Inneren wirst auch Du Liebe für mich empfinden, gerade gespeist mit purem Hass. Ich bin die einzige zu der Du keinen Kontakt gehalten hast, der Du keine Nachrichten zukommen lässt. Vor einem Jahr waren wir noch zusammen im Urlaub und ich habe wie immer all meine Kraft aufgewendet, Dir die schönen Momente des Lebens vor Augen zu halten. Dabei habe ich jeden Abend heimlich auf dem Balkon gekifft, um die Situation irgendwie erträglich zu gestalten. Auf jedem Spaziergang hast du unentwegt geredet, geredet und geredet. Hast wie immer versucht, mich von Deiner Weltsicht zu überzeugen und mich in den Strudel aus irrationalen und ausgedachten Geschichten einzusaugen. Es ist Dir gelungen. Ich habe einfach zugehört, nur ab und an dagegen gesprochen und gehofft, dass es irgendwann aufhören würde. Aber es hat nicht aufgehört, nein es musste alles so kommen, wie es jetzt ist. Ich werde mich wohl Stück für Stück darauf einstellen müssen, dass wir keinen Kontakt mehr haben werden. In den nächsten Wochen, Monaten, wahrscheinlich sogar Jahren. Ich werde nicht mehr um Deine Liebe und Zuneigung betteln, ich werde nicht mehr darum kämpfen und auch nicht gegen Dich kämpfen. Ich werde auch dem Rest der Familie den Rücken kehren müssen, noch mehr Distanz, noch mehr rausnehmen. Gerade klingelt fast täglich mein Telefon und alle berichten mir von den Treffen mit Dir, von ihren Ängsten und Sorgen. Sie fragen mich um Rat und ich antworte. Ich gebe ihnen aber keine Antworten zu Dir, ich versuche nur ihre Intuition und sie selbst zu stärken, versuche ihnen zu sagen, dass sie ihrer Wahrnehmung vertrauen sollen und dann entsprechend handeln. Ich weiß, wieviel Kraft es mich gerade kostet und bin skeptisch, wie lange meine Schwester, mein Vater, meine Cousins, meine Großeltern dies für sich schaffen. Deutlich wird täglich, dass wir alle eine andere Perspektive auf die Situation haben, jeder hat andere und eigene Ängste. Klar wird, dass wir alle eingebunden sind in die Wirkmächtigkeit Deiner Erzählungen. Wie oft habe ich Dir einfach alles geglaubt. Wie sollte ich auch anders, es hätte meine Welt erschüttert, so wie es gerade der Fall ist. Nicht umsonst hatte ich viele Jahre so große Angst vor den Tagen, so wie sie jetzt sind. Aber weißt Du was Mama, nur so kann Veränderung gehen, nur so kann ich weiter heil und ich selbst werden. Ohne Dich. Ohne Dich in meinem Leben. Das Gefühl ohne Dich zu sein, tut mir unendlich weh, es bricht mir das Herz. Auf der anderen Seite bin ich sehr erleichtert. Jeder Tag ist ein Wechsel aus An- und Entspannung, aus nach Luft japsen und tief durchatmen. Vielleicht kann ich erst jetzt die sein, die ich wirklich bin. Außerdem ergeben sich endlich Räume des unbeschwerten Miteinanders. Ich telefoniere wöchentlich mit Papa, wir hören uns zu und stärken uns gegenseitig. Das hätte ich noch vor ein paar Wochen nicht für möglich gehalten und bin umso dankbarer. Er begegnet mir mit einer Offenheit und ohne Wertung - eine nie geglaubte Freiheit, die ich sehr genieße. Ich hätte mir dies auch von Dir gewünscht, auch wenn ich weiß, warum Du es so nie leben konntest. Heute mehr als denn je. Mama ich wünsche Dir, dass Du im Kampf mit Deinen Dämonen die Oberhand behältst. Dass Du es schaffst am Leben zu bleiben, so wie Du es kannst und magst. Und ich wünsche mir, dass Du irgendwann wieder auf mich zu gehen kannst, die Liebe siehst, das schöne Leben ich Dir ohne Bedenken meine Kinder anvertrauen, mich Dir anvertrauen kann. Ich weiß, es ist ein langer Weg aber sei Dir meiner Gedanken gewiss, auch wenn ich mich nun aus Selbstschutz rausnehmen muss, gerade nicht für Dich da sein kann. Sei Dir meiner Liebe gewiss und der immer offenen Tür. in 14 Tagen habe ich endlich das erste Gespräch mit meiner potenziellen Therapeutin. 2018 sollte ja eigentlich ein Aufbruch v.a. in beruflicher Hinsicht sein. Nun passiert das Leben mal wieder einfach so und es wird wohl ein Jahr der großen Schritte im Grundsätzlichen meines Seins. An manchen Tagen, möchte ich davon nichts hören. Dann möchte ich einfach so weiter meinen Plan verfolgen, der aber auf einmal so fürn Arsch klingt und mich nicht weiter bringt. Dann wieder besinne ich mich auf den Moment, so wie nun gerade und versuche interessiert und neugierig auf all die kommenden Wochen zu schauen. Ich entscheide mich konsequent dafür, zu wichtig sind die nächsten Schritte eben nicht nur für 2018 sondern für mein gesamtes Leben. Zwischendurch ruft F. an. Er lässt mich strahlen und hat unseren Urlaub schon wunderbar auf den Weg gebracht. Ich freue mich schon heute auf unser Wiedersehen und eine warme Umarmung. Henna in den Haaren, das entfernte Leuchten in den Augen, ich bin am Leben. Die Waschmaschine läuft noch 1:20 h - und ich bin schon wieder sehr müde. Ich könnte eigentlich den ganzen Tag schlafen, nun auch ohne Gras. Schlafen und Träumen, in der Hoffnung so langsam alles zu verdauen. Ohne dem Außen zu viel Macht einzuräumen, denn der Frühling kommt und ich habe Samen bestellt und morgen singe ich beim ersten Konzert mit und vielleicht gehen ich ja endlich mal wieder in die Wand. Ah und dann noch ein mega Wallis Konzert. Eine so schöne Frau, eine unglaubliche Live-Musikerin. Die vier mit einem tollen Miteinander auf der Bühne. Warm. Vertraut. Liebevoll. irgendwann tanzen wir in der Kirche. Iiihhh und dann ja auch noch Sommer-Zeit. Das braucht doch niemand. https://www.youtube.com/watch?v=QtjNlsvKQts https://www.youtube.com/watch?v=hNRW7fKIkhI ... comment |
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