Klein.Laut.Folgen
Dienstag, 6. März 2018
Ich korke ...
... auch das letzte Bier auf, das Du vor zweieinhalb Stunden vom Späti geholt hast. Ich trinke es, obwohl ich schon jetzt in einem wunderschönen Dusel bin. Einem Dusel, der wohl Liebe zu nennen ist. Den ich so nur mit meinen Herzmenschen fühle. Tiefe Zuneigung, tiefe seelische Verbundenheit, dazu eine gehörige Portion Sex in der Luft.
Dein zarter Kuss, liegt noch auf meinen Lippen. Ich bin sehr dankbar für ihn, bin sehr dankbar für Dich und uns. Du schöner Mann, der du heut erschöpft auf der Treppe vor meiner Tür auf mich wartest. Mich aus einem blassen Gesicht mit tiefen Augenrändern anschauend, mich sehend. Du hast meinen Wunsch erfüllt, mich in den Arm genommen, zusammen an die Decke gestarrt, zwar nicht ganz ohne schweigen, aber schweigend wären wir wohl übereinander hergefallen und wären tief ineinanderversunken und erschöpft eingeschlafen. So reden wir wie immer unentwegt, über dich über mich, über uns, über diese Welt.
Wir essen zusammen auf dem Fußboden eine Brotzeit und ich berichte Dir von meiner letzten Woche. Der wohl so ziemlich schwierigsten Woche meines bisherigen Lebens. Ich habe meine Mutter in einem selbstzerstörerischen Wahn in eine Klinik einliefern müssen. Habe meine Familiengeschichte ein wenig umgeschrieben, den Kreis des Leids durchbrochen. Anhalten, Reden, Hilfe suchen, Resetknopf drücken. Zum Teufel mit diesen scheiss Erzählungen, das Leben ist schön. Basta.
Ich bin in der letzten Woche schlussendlich erwachsen geworden, habe mein Rolle als Tochter verlassen und als ich gehandelt, mit meinen erwachsenen und so hart erarbeiteten Anteilen. Auch wenn mich die 4-jährige, die 9-jährige, die 12-jährige und die 16-jährige immer wieder eingeholt haben, habe ich mich doch nicht in Gänze verloren. Ich habe mich und mein Leben behalten, habe die Verantwortung im richtigen Moment abgegeben. Einem Moment, in dem ich keine Ressourcen in meiner Mutter sehen konnte. Nur noch Gedankenschleifen, Todessehnsucht und Verwirrtheit.
In all den Tagen habe ich mich in meine Kraftmomente geflüchtet, meistens in meine Strandmomente der letzten Jahre in Portugal. Und wenn dann ein Mensch da sein musste und sollte, der mir Kraft und Energie gibt, der die Gabe hat mich aufzufangen und dem ich vertraue, dann warst es Du. Ich habe mich in Deine Arme geflüchtet, tief eingeatmet und überlegt, was Du mir jetzt raten würdest. Du würdest mich bestärken, Du würdest sagen höre auf Deinen Bauch, auf Dein Gefühl.
Und dann bist Du heute meinem Wunsch nachgekommen. Ich habe mir gewünscht, dass wir uns sehen, Du mich in den Arm nimmst. Und Du hast es getan und ich habe es enorm genossen. Habe genossen ohne Fassade ganz ich zu sein. Begleitet von dem Gefühl der wunderbaren Stimmigkeit, alles ist genauso richtig, wie es ist. Der Sinn liegt im Leben, mit all seinen Herausforderungen. Ich wusste vorher, dass Du auch heute gehst. Zurück in Dein aktuelles Leben. Aber ich wusste auch, dass Du mir diesen Kuss schenken würdest. Weil Du es willst und weil Du es ausprobieren musstest. Auch ich musste Dich fühlen, wollte ausprobieren und verdammter Mist, es hat sich sehr gut und richtig angefühlt.
Zugleich kann ich Dich einfach gehen lassen. Da ist ganz selbstverständlich ein Gefühl des "ja, et is wie et is. so und nicht anders, aber alles zu seiner Zeit." Auch Du musst Deinen Weg gehen, und gerade gehöre ich nur immer mal auf Abwegen dazu. Das ist ok.
Dazu die große Sicherheit, dass auch ich ganz unabhängig von Dir weiter gehe und trotzdem glaube ich, wir werden uns an verschiedenen Stellen immer wieder kreuzen. Das sagt mir mein Bauch, mein Herz und ganz ein bisschen auch meine Eierstöcke. Ich nehme meinen Körper wahr, der gedanklich heißen Samba tanzt und sich einfach nur hingeben will, um tief erschöpft ins Kissen zu fallen. Ich nehme wahr und schaue zu und beobachte, aber ich kanns zulassen, dass Du gerade noch nicht kannst.
Ich lache, ich schmunzle und da ist diese Gewissheit. Diese Gewissheit, dass das noch nicht alles wahr. Dass das nächste Kapitel noch geschrieben werden will. Nicht jetzt, aber irgendwann.

Und dann fällt mir ein, dass ich noch zwei Platten kaufen muss:

https://www.youtube.com/watch?v=Eg7TtSBR1sA

und:
https://www.youtube.com/watch?v=qvsfRSm9Au4

Bei Gelegenheit.

Und das erste Mal regnet es, seitdem ich in dieser Wohnung wohne. und es hört sich verdammt gut an, so, wie sich der Abend angefühlt hat.

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Letzte Aktualisierung: 2021.06.01, 13:25
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