Klein.Laut.Folgen
Dienstag, 26. März 2013
Das Motto heißt ...
... Demut. Demütig sein, Demut erkennen und bewahren. Alles andere als einfach. Keine Urteile von oben herab, die Schubladen offen lassen, wütend sein aber auch wissen warum, reflektieren auch in Momenten, die nicht dazu einladen, das Leben lieben in all seinen Facetten, Wege gehen und andere Entwürfe zulassen. Es macht mir Gänsehaut - ein Schauer läuft über den Rücken - Verlustangst wechselt sich ab mit ehrlicher Selbsterkenntnis, Erleichterung, Wut und Trauer. Das Bedürfnis nach etwas Rauch steigert sich ins Unermessliche. Ein Lauf durch die Wintersonne bringt ein wenig Erleichterung.

Dazu diese Geschichte:

Ich Armer, die Glücklichen

"In Thailand erschien mir das Leben als Junior-Mönch unfair zu sein. Die Senior-Mönche erhielten das beste Essen, saßen auf weichen Kissen und mussten keine Schubkarren schieben. Meine einzige Tagesmahlzeit war hingegen Ekel erregend; ich musste stundenlang auf dem harten Betonboden sitzen (der überdies auch noch Dellen aufwies, weil die Dorfbewohner hoffnungslose Betongießer waren), und manchmal musste ich körperlich sehr schwer arbeiten. Ich Armer, die Glücklichen!

Ich verbrachte lange unerfreuliche Stunden, um meine Beschwerden mir selbst gegenüber zu rechtfertigen. Die Senior-Mönche waren wahrscheinlich bereits so erleuchtet, dass es eine Verschwendung war, ihnen delikate Speisen vorzusetzen. Deshalb verdiente ich das beste Essen. Die Senior-Mönche hatten schon seit Jahren mit gekreuzten Beinen auf harten Böden gesessen und waren daran gewöhnt, deshalb standen mir die weichen Kissen zu. Außerdem waren alle Senior-Mönche sowieso fett, weil sie das beste Essen erhielten, und hatten somit von Natur aus gepolsterte Hinterteile. Die Senior-Mönche teilten uns Junior-Mönchen die schwere Arbeit zu, ohne sich selbst jemals körperlich zu betätigen. Woher sollten sie dann wissen, wie heiß und ermüdend Schubkarrentouren sein konnten? Da sie sich sämtlich Projekte ausdachten, sollten sie auch die Arbeit tun! Ich Armer, die Glücklichen.

Als ich selbst Senior-Mönch wurde, aß ich das beste Essen, saß auf weichen Kissen und betätigte mich kaum körperlich. Und ertappte mich dabei, wie ich die Junior-Mönche beneidete. Sie mussten nicht dauernd in der Öffentlichkeit reden, sich stundenlang die Sorgen von anderen Leuten anhören und sich mit Problemen der Verwaltung herumschlagen. Da sie keine Verantwortung zu tragen hatten, blieb ihnen viel Zeit für sich selbst. Ich hörte mich sagen: "Ich Armer, die Glücklichen."
Ich begriff, was dahinter steckte. Junior-Mönche leiden unter den "Qualen der Junior-Mönche", Senior-Mönche unter den "Qualen der Senior-Mönche". Als ich Senior-Mönch wurde, tauschte ich nur eine Form des Leidens gegen eine andere aus.
Genauso geht es Ledigen, die Verheiratete beneiden, und Verheirateten, die Ledige beneiden. Wie wir inzwischen wissen sollten, tauschten wir durch die Ehe nur die "Leiden des Ledigen" gegen die "Leiden des Verheirateten" ein. Ich Armer, die Glücklichen.

Wenn wir arm sind, beneiden wir die Reichen. Allerdings beneiden viele Reiche die Armen um ihre echten Freundschaften und die Freiheit von Verantwortung. Wer also reich wird, tauscht nur die "Leiden des Armen" gegen die "Leiden des Reichen" ein. Wer sich zur Ruhe setzt und sich dadurch finanziell verschlechtert, tauscht die "Leiden des Reichen" gegen die "Leiden des Armen" ein. Und so weiter und so fort. Ich Armer, die Glücklichen.

Es ist eine Täuschung zu glauben, glücklich werden zu können, indem man etwas anderes wird. Dadurch tauscht man nur eine Form des Leidens gegen eine andere ein. Aber wenn man mit dem zufrieden ist, was man gerade ist, Senior oder Junior, verheiratet oder ledig, reich oder arm, dann hört das Leiden auf.

Ich Glücklicher, die Armen."

Ajahn Brahm, Die Kuh die weinte, S. 210f.


Dazu gibt es eine neue Ada-Remix-Platte - der Osterhase bekommt doch noch was zu tragen:

https://soundcloud.com/areal-records/ada-paws-i-areal068-teaser

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