Klein.Laut.Folgen
Samstag, 14. März 2020
Ich schaffe es ...
… nicht. Es ist zu viel. Ich schaffe es nicht. Und ich bin verdammt allein damit. Ich schaffe es nicht - das es, was so leer und unbeschreiblich klingt. Ich schaffe es nicht - und ich will es auch nicht mehr schaffen müssen. Ich bin so müde vom schaffen müssen. Ich will mein Leben nicht schaffen, nicht hinter mich bringen, ich will es leben. Ich schaffe es nicht - es ist zu viel. Meine Gedankenkreisen, unentwegt, schnell, wirbelnd. Sie fliegen durcheinander, ecken an, kollidieren, zerplatzen, formieren sich neu. To-Do-Listen für das Haus, To-Do-Listen für das Festival, To-Do-Listen für die WG, To-Do-Liste in Form einer "Freunde, die ich anrufen mag-Liste", To-Do-Liste in Form einer "für wen stricke ich als nächstes Socken", To-Do-Liste für meinen privaten Schreibtisch, To-Do-Liste für meine Ausbildungen. Und ich fühle mich nicht in der Lage, irgendetwas davon zu tun, davon anzugehen. Ich werde schon müde, wenn ich nur daran denke. Es ist zu viel. Es - das Außen. Es ist zu viel zu wissen, dass ich konsequent am Außen mitbaue, dass ich mich immer wieder in solche Situationen manövriere, dass ich mich immer als Opfer des Außens fühle. Eine Rolle, die mir unheimlich STINKT. Ich habe keinen Bock mehr auf Opfer sein. Ich habe keinen Bock in einem Boot zu treiben, dass ich scheinbar nicht steuern kann. Und ja, ich könnte mich jetzt wiederum in die Opferperspektive bringen in dem ich mir vor Augen führe, dass es wohl schon ganz früh gelernt ist - das zu viel von allem. Zu viel Verantwortung, zu viele Baustellen, immer das Gefühl nicht genug zu sein, nicht schnell genug gewesen zu sein, etwas verpasst zu haben, der Kontrolle hinterher zu laufen. Immer. Als Kind, als Jugendliche, als junge Erwachsene. Und nun ist es mal wieder so weit. Ich bin kränklich, seit drei Wochen - werde nicht so richtig fit. Habe Lust auf tagelang Höhle, auf Rückzug, auf niemanden sehen und hören... und auch dafür verurteile ich mich. Eine Stimme in mir die mir behände zuschreit: ah ha, na haste dir mal wieder zu viel vorgenommen? Ach und jetzt hängste durch? Na das hätte ich dir auch vorher sagen können. Und jetzt nicht ans Telefon gehen - na ob dir das deine Freunde verzeihen können? Nehmen kannst Du ja gut, aber geben? Die Welt dreht sich nicht immer nur um Dich! Eine andere flüstert: nun ruhe dich mal aus und dann geht es weiter. Ab Montag wird es schon wieder gehen, so langsam werden einige Sachen von den Listen auch wirklich dringend.. die kannst du nicht einfach liegen lassen und hoffen, dass sie sich von selbst erledigen. Ohne Anstrengungen wirst Du nie an ein Ziel kommen, es tut sich nichts von selbst.

Und dann gibt es den Teil, der beiden Stimmen keinen Glauben schenkt, schenken will. Der mir zuruft: entspanne dich, lass los. Das Leben trägt dich und wird dich immer tragen. Mutter Erde trägt dich und wird dich immer tragen. Hab Vertrauen, es wird sich alles fügen. Deine Freunde lieben dich, auch wenn Du dich monatelang nicht melden würdest. Entwickle jeden Tag ganz aus Dir heraus und lausche Dir achtsam. Sei langsam und vertraue auf die Ruhe in Dir. Höre auf für alles Listen zu schreiben, setzte Prioritäten und halte es aus, nicht überall gleichzeitig sein zu können. Das wäre übermenschlich. Sei gut zu dir und verlange Dir nicht so viel ab - atme. Atme tief und ruhig. Ein und aus. Und weine, weine so viele Tränen, wie du magst - beweine all die Jahre in denen du so hart zu dir warst, in denen du dich hast hin und her schupsen lassen von den Wellen des Lebens, von deinen hohen Ansprüchen und den unzähligen To-Do-Listen. Und erkenne dein Gefühl von "es ist zu viel" gerade an, umarme es, liebe es, genieße es. Feiere Deine lichtdurchflutete Höhle. Fühle Dich verbunden.

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Letzte Aktualisierung: 2021.06.01, 13:25
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