Klein.Laut.Folgen
Dienstag, 9. Dezember 2014
Eine Erzählung ...
... die ich mir merke möchte und deshalb aus dem Buch "Elf Minuten" von Paul Coelho abtippe:

Es war einmal ein Vogel. Er besaß ein Paar vollkommener Flügel und glänzende, bunte, wunderbare Federn und war dazu geschaffen, frei am Himmel zu fliegen, denen zur Freude, die ihn sahen.
Eines Tages sah eine Frau den Vogel und verliebte sich in ihn. Sie schaute mit vor Staunen offenem Mund seinem Flug zu, ihr Herz schlug schneller, ihre Augen leuchteten vor Aufregung. Er bat sie, ihn zu begleiten, und beide schwebten in vollkommener Harmonie am Himmel. Und sie bewunderte, verehrte, feierte den Vogel.
Aber dann dachte sie: Vielleicht möchte er ferne Gebirge kennenlernen! Und die Frau bekam Angst. Fürchtete, da sie so etwas mit einem anderen Vogel nie wieder erleben könnte. Und sie wurde neidisch auf den Vogel, der aus eigener Kraft fliegen konnte.
Und sie fühlte sich allein.
Und dachte: Ich werde dem Vogel eine Falle stellen. Wenn er zurückkommt, wird er nie wieder wegfliegen können.
Der Vogel, der auch verliebt war, kam am nächsten Tag zurück, ging in die Falle und wurde in einem Käfig gesteckt.
Die Frau schaute täglich nach dem Vogel. Er war ihre ganze Leidenschaft, und sie zeigte ihn ihren Freundinnen, die meinten: Du hast vielleicht ein Glück. Dennoch voll zog sich eine merkwürdige Veränderung: Seit sie den Vogel besaß und ihn nicht mehr erobern brauchte, begann sie das Interesse an ihm zu verlieren. Der Vogel, der nicht mehr fliegen konnte, was den Sinn seines Lebens ausmachte, wurde schwach, glanzlos, häßlich. Die beachtete ihn nicht mehr, fütterte ihn nur noch und reinigte seinen Käfig.
Eines Tages starb der Vogel. Die Frau war tieftraurig und konnte ihn nicht vergessen. Aber sie erinnerte sich dabei nicht an den Käfig, nur an den Tag, an dem sie den Vogel zum ersten Mal gesehen hatte, wie er fröhlich zwischen den Wolken dahinflog.
Hätte sie genauer in sich hineingeschaut, so hätte sie bemerkt, daß das, was sie am Vogel so sehr begeisterte, seine Freiheit war, sein kräftiger Flügelschlag, nicht sein Körper.
Ohne den Vogel verlor auch für die Frau das Leben seinen Sinn, und der Tod klopfte an ihre Tür. - Wozu bist du gekommen? fragte sie den Tod. - Damit du wieder mit dem Vogel zusammen am Himmel fliegen kannst, gab der Tod zur Antwort. Wenn du ihn hättest fliegen und immer wiederkommen lassen, hättest du ihn geliebt und noch mehr bewundert; aber nun brauchst du mich, um ihn wiederzusehen.

S. 228f.



Vogel und Frau. Beide Rollen schlummern in jedem von uns. Die Fallstricke sind so schnell da, schwupps und drin ist man in dem Käfigkarussel. Nicht für mich, zumindest nicht gerade jetzt - inne halten. Bei mir sein, den Weg weiter gehen, den Winter genießen. Demut üben, das Leben und mich lieben. Vertrauen.

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Sonntag, 7. Dezember 2014
Nachts ...
... da fallen mir viele Dinge ein. Zumindest wenn ich wach bin. Ein Abend voll denken und Wonne. Voll leckerem Essen und kruden Gedanken.

Titel: Auf einer Kreuzung. Mitten in der Nacht.

Text:

Ein bisschen Wein,
ein bisschen Sein,
ein bisschen Sehnsucht,
vielleicht nur Flucht.

Ick wees nur
et is wärmer
als die letzten Tage.
Radeln ohne Handschuhe,
gar keine Frage.

Lust auf Dich,
Lust auf Mich,
ergibt das Sinn,
ich weiß es nicht.

Bis ans Ende der Stadt
im Wiegeschritt,
lauf mir über den Weg,
ich komme mit.

Rastlos
voll Ruhe,
kann es das geben?
Egal was ich zu glauben meine,
ich liebe das Leben.

Auf der Brücke
im Mondlicht
festzustellen:
nur die ganz hellen Sterne spiegeln sich im Wasser,
in den Wogen der Wellen.

Eingefangen vom Mond,
strahlen sie in ihrem Sein,
ohne Plan,
ohne Ahnung,
sind gerade ganz mein.

Der Nebel umgibt mich,
lässt mich werden ganz klein,
umgeben vom Hauch des nicht enden Wollens,
Kreis und Dreiecke,
so werden sie Dein.

Glaube daran,
glaube an das Licht,
zwei Sterne knallen zusammen,
sie finden sich nicht,
sie können nicht suchen,
der Zufall ihr Gewand,
so oft ausgesprochen,
und doch so unbekannt.

Erschaffen neue Welten,
verglühen im All,
zwei Seiten einer Medaille,
ganz ohne großen Knall.

Zerren und lassen,
lieben und hassen,
die Zeilen fließen dahin,
kann nicht sagen wer ich bin.

Kann nur die Wellen erkunden,
ja zu ihnen sagen,
rein in das Innen,
es einfach mal wagen.

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Mittwoch, 3. Dezember 2014
Ein Anruf ...
... ich höre Deine Stimme. Alles zieht sich zusammen. Ich spüre die Kühle deiner Worte. Ich kann dich in deiner Rolle vor mir sehen. Ich weiß, du brauchst sie gerade so. Und trotzdem tut es mir unendlich weh, dich so zu hören, dir so fern zu sein. Termine, Absprachen - eine Wohnung renovieren ist doch nichts großes, schnell gemacht, zumindest von dir, Decken streichen auch ohne Leiter - hey das machst du natürlich mit links, tapezieren ohne Leiter, na klar auch das kein Problem. Du kannst alles, du machst alles, schnell und effektiv, du bist halt du, hast alles unter Kontrolle, lässt gerade keine Schwäche zu. Kündigst mir an, das du verschwindest - ich werde die Wohnung auch übergeben. Nein, es ist mir nicht zu viel, nein es geht. Allerdings denke ich dabei vor allem an dich, will dich nicht hängen lassen. Du spiegelst mich in dieser Rolle - so ungemein. Ich mag sie für mich nicht haben, mag Unsicherheit zulassen können, mag mir und dir nah sein. Du wirst es nicht zulassen können, du musst auf den anderen Zug aufsteigen, das trifft mich, tut mir weh, schmerzt, ich habe tiefes Mitgefühl - mit mir, mit dir. Der Bauch dreht Kreise, ich kann nicht antworten, kann dir nur organisatorische Antworten geben, kann nur in einem reservierten Tonfall mit dir sprechen, weil ich so geschockt bin - von dem Moment, von diesem Moment der Wahrheit. Außen und Innen. Das Außen bedient Ängst im Innen, lässt eine Schublade scheinbar zugehen. Ich möchte dich im nachhinein gerade schütteln, dir sagen LEUCHTE, LEBE, LIEBE, hab VERTRAUEN. Mir sind die Hände gebunden, kann nicht reagieren. Außer abnicken und dich gehen lassen. Puh.

Optimistin wie ich bin, schaue ich nach vorn, ohne den Schmerz zu verdrängen. Ich streiche diese Bude, übergebe sie und bup, ist auch dieses Ding erledigt. Es wird alles gut, es ist richtig, ich bin gut so, wie ich bin. Ich werde Dir all das auch nocheinmal schreiben, und wenn es nur in Gedanken ist. Du bist meine Herausforderung im Außen - ich bleibe bei all dem Positiven, bei all den schönen Momenten, die ich mit dir teilen durfte. Ich verurteile dich nicht - wünsche dir von Herzen aber nur das Beste dieser Welt. Vom tiefen Grund meines Herzens, mit allem was ich habe. Geh, genieß Toronto, empfinde Glück, nimm Abschied, auch von der kontrollierten "Ich-kann-alles"-Rolle...

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Zeilen des Tages ...
... heut keine Musik, sondern ein schönes Gedicht, dass ich im Adventskalender entdeckt habe:

Es gibt Dich (von Hilde Domin)

Dein Ort ist
wo Augen Dich ansehn
Wo sich die Augen treffen
entstehst Du

Von einem Ruf gehalten
immer die gleiche Stimme,
es scheint nur eine zu geben
mit der alle rufen

Du fielest
aber du fällst nicht
Augen fangen Dich auf

Es gibt dich
weil Augen dich wollen
dich ansehn und sagen
dass es dich gibt.

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Letzte Aktualisierung: 2021.06.01, 13:25
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